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Leseprobe

Ich wollte endlich an meinem inneren Gleichgewicht arbeiten und beschloss deshalb, in den Herbstferien noch einmal in die Ferne in unser Ferienhaus zu fliegen und einige Tage ganz für mich allein zu verbringen.

Die Ruhe würde mir sicher sehr guttun.

Kaum hatte ich diesen Plan gefasst, teilte mir meine Mutter mit, dass sie mich begleiten werde. Ich wollte das nicht, wusste aber, dass sie mich kaum verstehen würde. Leider hatte ich keine Ahnung, wie ich mich dagegen wehren könnte, zumal ich das Gespräch scheute. Etwas hatte ich inzwischen aber wohl doch dazugelernt, denn ich wendete einfach die gleiche Taktik an wie mein Mann: nichts sagen und abwarten.

Während vieler Jahre hatte ich beobachtet, dass dies bei ihm meist zum Erfolg führte. Er liebte Harmonie und ließ sich oft gar nicht erst auf irgendwelche Themen ein, die diese gefährden könnten. Ich dagegen suchte immer sofort nach Lösungen, sobald ein Problem auftrat. Dann ruderte ich wie wild herum, organisierte und kommentierte und verkomplizierte die Situation damit meist.

 

Ich beschloss also, meiner Mutter nichts zu entgegnen und einfach abzuwarten. Und siehe da: Ihre Pläne änderten sich, und sie begleitete mich nicht in diese Ferien. Ohne dass ich etwas sagen musste.

 

Bei den Gesprächen mit Frau Hürlimann stand nun die Frage nach der Kontakthäufigkeit und -intensität zwischen Töchtern und Müttern im Raum. Wir diskutierten darüber, was üblich oder unüblich ist und wie andere die Mutter-Tochter-Beziehung erleben. Klar war uns beiden, dass es mir gelingen musste, besser für mich einzustehen. Dies zunächst nicht generell, sondern erst einmal dort, wo es mir besonders wichtig war.

Ein Gedanke, der mich von nun an intensiv beschäftigte.
Manchmal schien mir, dass ich nach unseren Gesprächen noch mehr Probleme hatte als vorher. Solange bestimmte Themen nicht angesprochen wurden, konnte ich sie ja einfach verdrängen und ignorieren. Sobald sie auf dem Tisch lagen, musste ich mich zwangsläufig damit befassen.

Überraschenderweise löste sich nach einigen Tagen nachdenken so manches Wölkchen dann plötzlich in Luft auf. 

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In diesem Buch lesen Sie mit bei der Psychotherapie in der es um Depression und Krebs geht, aber auch um das alltägliche Familienleben und wahren Optimismus. 

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